Mein Weg
Mein Name ist Haftom Welday. Ich bin Läufer. Mein großes Ziel sind die olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Dort will ich für Deutschland beim Marathon an den Start gehen.
Mein Weg ist ein ungewöhnlicher. Als Jugendlicher in meiner alten ostafrikanischen Heimat Tigray spielte ich gern mit meinen Freunden Fußball. Aber Laufen? Nein! Dazu hatte ich damals keine Lust.
2014 verließ ich auf der Flucht vor Krieg und Gewalt meine alte Heimat Tigray. Meine gefährliche Reise führte durch die Sahara und über das Mittelmeer nach Europa. Ich danke Gott, dass ich diese Reise überlebte!
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Im niedersächsischen Pattensen, wo ich sehr freundlich aufgenommen wurde, begann ich mit dem Sport. Dass ich schnell laufen kann, merkte ich, als ich drei Kilometer rennen musste, um einen Bus zu kriegen. Mein erster sportlicher Erfolg war dann – das Deutsche Sportabzeichen!
Friedrich Weber, der mir auf der Aschenbahn des TSV Pattensen das Sportabzeichen abnahm, erkannte mein Talent und förderte mich. Da war ich 25 Jahre alt und stand noch ganz am Anfang meiner Läuferkarriere.
Nun begann ich systematischer zu trainieren, und auch die 15-Euro-Turnschuhe vom Discounter tauschte ich gegen meine ersten richtigen Laufschuhe. Das professionellere Training begann sich rasch auszuzahlen, ich nahm an Wettkämpfen und Volksläufen teil und konnte eine Reihe norddeutscher Titel gewinnen.
2021 brachte einen weiteren sportlichen Durchbruch für mich: Den Halbmarathon in Berlin absolvierte ich in 1:02:47 und bei meinem Marathon-Debut in Berlin lief ich in 2:13:47 auf den 13. Rang.
Seit Ende 2021 lebe ich nun mit meiner Frau Brtukan und meine drei Kindern Matheus, Hana und Hyab in Hamburg. Hier habe ich mich dem Hamburger Laufladen e.V. angeschlossen. In meiner neuen Wahlheimat bekomme ich viel Unterstützung und habe jetzt ein ideales Umfeld, um mich auf den professionellen Laufsport zu konzentrieren
2022 ging es daher weiter steil aufwärts. Mitte September erhielt ich die deutsche Staatsangehörigkeit. Das hat mich stark beflügelt, und wenige Tage später lief ich beim Berlin Marathon in 2:09:06 in einer neuen persönlichen Bestzeit als schnellster Deutscher über die Ziellinie.
Seit November 2022 bin ich im deutschen Nationalkader. Das macht mich sehr stolz. Bei der Weltmeisterschaft 2023 in Budapest durfte ich dann das erste Mal für Deutschland laufen. Bei meinem Debüt im Nationaltrikot war ich schnellster Deutscher und wurde ich in einem Weltklassefeld Fünfzehnter. Dieses starke Ergebnis bestärkte mich darin, dass der Traum von Olympia Wirklichkeit werden kann.
Wo liegen meine Grenzen? Das will ich weiter herausfinden, und ich gehe dabei einen Schritt nach dem anderen. Die Qualifikation für Paris habe ich leider ganz knapp verpasst. Zusammen mit meinem Team habe ich mir sofort ein neues Ziel gesetzt: Olympia 2028 in Los Angeles. Nun haben wir vier Jahre – einen olympischen Zyklus – Zeit, um dieses Ziel zu erreichen. Ich werde alles dafür geben, dass mein großer Traum wahr wird.
Alle Fotos © Alan Orpin